PM der AbL BW zum aktuellen Gesetztesvorschlag der EU-Komission zu neuen Gentechnikverfahren
Blankoscheck für die Gentechnik-Industrie - Cem Özdemir muss Gesetztesvorschlag zu neuen Gentechniken zurückweisen

Nach Auffassung der AbL BW zielt der aktuelle Gesetzesvorschlag der EU-Kommission auf eine nahezu vollständige Deregulierung neuer Gentechnik-Pflanzen ab. Würde der Vorschlag so durchkommen, wäre dies das Aus der gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung. "Dieser Gesetzesentwurf ist ein Schlag ins Gesicht vielfältiger landwirtschaftlicher Betriebe und Initiativen, die seit vielen Jahren Vorreiter für eine biodiverse und umweltschonende Landwirtschaft sind" kommentiert Stefan Klett, der baden-württembergische Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL BW). Bäuerinnen und Bauern könnten nicht mehr produzieren, was die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher wollen: gentechnikfreie Lebensmittel. Zudem würde durch die unkontrollierte Ausbreitung von ungeprüften gentechnisch veränderten Organismen auf den Feldern das Vertrauen in die Landwirtschaft schwer geschädigt. Kleinstrukturierte Regionen und Länder wie Baden-Württemberg wären besonders schnell und gravierend davon betroffen. Die Anzahl der Biobetriebe würde stark abnehmen. Die AbL fordert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und alle verantwortlichen Politiker:innen und Ministerien auf, den inakzeptablen Gesetzesvorschlag zu neuen Gentechniken zurückweisen. Annemarie Volling, Gentechnikexpertin der AbL erläutert die Situation: „Die gentechnikfreie konventionelle und ökologische Erzeugung von Lebensmitteln ist ein großer Wettbewerbsvorteil für europäische Bäuer:innen. Diese wertvollen Märkte sollen jetzt leichtfertig zu Gunsten hypothetischer Industrie-Versprechen geopfert werden. Dabei ist für uns Bäuer:innen klar: Mit den neuen Gentechnik-Pflanzen werden wir die Klima-, Biodiversitäts- und Hungerkrise nicht lösen können, diese sind grundlegender anzugehen. Mit zum Teil hohen Investitionen haben sich gentechnikfrei wirtschaftende Bäuer:innen und Lebensmittelverarbeiter:innen ihre Märkte aufgebaut. Der heutige Gesetzesvorschlag würde ihnen dafür jegliche Grundlagen entziehen. Er bedroht bäuerliche und handwerkliche Existenzen. Die Interessen der gentechnikfreien Wertschöpfungskette und der Verbraucher:innen, die sich auch weiterhin gentechnikfrei ernähren wollen, werden missachtet. Stattdessen stellt die EU-Kommission den Gentechnik-Konzernen einen Blankoscheck aus. Sie sollen ihre Gentechnik-Pflanzen ohne jegliche Risikoprüfung, ohne Kennzeichnungspflicht bis zum Produkt, ohne Rückverfolgbarkeit und Haftungsansprüche auf den Markt bringen können. So würden sie mit Gentechnik durch die Hintertür Abhängigkeiten schaffen und damit ihre Profite sichern. Wir Bäuer:innen und die Gesellschaft werden es nicht hinnehmen, dass wir auf den abzusehenden Folgeschäden der Gentechnik-Risikoprodukte sitzen bleiben sollen. Die Konzerne wollen die Lebensmittelerzeugung in den Griff bekommen, vom Saatgut bis zum Teller. Warum sollten wir das zulassen?“